Das Princip des Wachsthums : eine anatomische Untersuchung / von Franz Boll.

  • Boll, Franz, 1849-1879.
Date:
1876
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Credit: Das Princip des Wachsthums : eine anatomische Untersuchung / von Franz Boll. Source: Wellcome Collection.

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    cbaracteristiscliste Signatur der mit dem Gewebe vorgegangeuen Veränderung ist der ausserordentlich grosse Reichthum an Wander- zellen, die besonders zahlreich in der unmittelbarsten Nähe der Ge- fässe vorhanden sind, au deren Aussenwand sie wie Beeren aufsitzen. Auch die ganze aufgelockerte Adventitia der kleinen Venen ist von diesen Wanderzellen durchsetzt, die von dort aus sich in das ganze umliegende Gewebe zu verbreiten scheinen. Mit einem Worte, das Gewebe ist zu einem dem embryonalen ganz ähnlichen Zustande zurückgekehrt. Die in dem erwachsenen Gewebe existireude strenge histiologische Scheidung zwischen den Blutgefässen und dem um- gebenden Bindegewebe hat sich verwischt, und beide zusammen bilden wieder wie im Embryo eine histiologische Einheit: das gefäss- haltige Bindegewebe von erwachsenem Typus ist wieder Gefäss- Keimgewebe geworden. Es ist hier hervorzuheben, dass diese histiologischen Ver- änderungen der Gefässe und des Bindegewebes nicht bloss auf der Höhe der Geschwulstbildung sich nachweiseu lassen. Wenn man ein Präparat recht mitten aus einem mächtigen Cancroid der Lippe anfertigt und darin den beschriebenen embryonalen Typus des Bindegewebes und der Gefässe wiederfindet, so ist dies durchaus nicht zu verwundern. Denn dieses Bindegewebe und diese Gefässe sind in der That neugebildet und an einer Stelle entstanden, wo früher weder Bindegewebe noch Gefässe existirten. Dass au solchen Stellen Gefäss-Keimgewebe vorkommt, ist leicht begreiflich. Was ich aber besonders betonen muss, ist der Umstand, dass sich das Gefäss-Keimgewebe im Cancroid nicht nur da findet, wo früher garkein Gewebe vorhanden war, sondern dass es auch an solchen Stellen nachzuweisen ist, wo früher normales gefässhaltiges Binde- gewebe vorhanden war. Hieraus geht hervor, dass in der That das ^stehende normale Bindegewebe die Metamoi-phose in Gefäss- keim-Gewebe durchgemacht hat und so zum embiyonalen Typus zurückgekehrt ist. Auf dieser Stufe wiederangelangt, hat es dann auch seine Fähigkeit zu weiterem Wachsthum bethätigt: so ist daun das Gefässkeim-Gewebe entstanden, welches sich in den schritteneren Stadien der Geschwulstbilduug auch au solchen Stellen findet, wo früher kein gefässhaltiges Bindegewebe vorhanden war. Dass dem wirklich so ist, wird durch die Untersuchung der Ränder von wachsenden Caucroiden in unzweideutigster Weise be- stätigt. Au Stellen, wo das Epithel noch vollkommen normal er- scheint, sind doch bereits an den Gefässen der Matrix die ersten