Organon der rationellen Heilkunde / [Samuel Hahnemann].

  • Hahnemann, Samuel, 1755-1843
Date:
1810
    Einleitung. El Man kurirte bisher die Krankheiten der Menschen nicht rationell, nicht nach feststehenden Gründen, sondern nach sehr verschiednen Heilzwecken, unter andern auch nach der palliativen Regel: . contraria contrariis curentur. u £ Im Gegentheile hievon lag die Wahr- heit, der ächte Heilweg, zu welchem ich in diesem Werke die Anleitung gebe: wähle, um sanft, schnell und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, wel- che ein ähnliches Leiden (öyo:ov m&9os) vor sich erregen kann, als sie heilen soll (simi-. dia similibus curentur)! Diesen homöopathi- schen Heilweg lehrte bisher niemand. Ist es aber die Wahrheit, die diesen Weg vorschreibt, -so läfst sich erwarten, dafs,
    "wı gesetzt sie wäre auch Jahrtausende nicht geachtet worden, - sich dennoch Spuren von ihr, der Unsterblichen, in allen Zeit- altern werden auflinden lassen. Und soist es auch. In allen Zeitaltern sind die Kran- ken, welche wirklich, schnell, dauerhaft und sichtbar durch: 'Arzneien, — nicht durch ein grolses -andres Breignifs, nicht durch den Selbstverlauf der akuten Krankheit, nicht durch die Länge der ‚Zeit, nicht durch das allmählige, Uebergewicht der Energie des Körpers, u. s. w. gesund wurden, blos durch die homöopathische Wirkung eines Arzneimittels genesen, ob- gleich ohne Wissen des Arztes. Selbst bei den (— seltnen —) wirkli- chen Heilungen mit vielerlei zusammen ge- ‚mischten Arzneien, findet man hie und da, dafs das istaüh vorwirkende Mittel von der homöopathischen Art war. . . ' | Doch noch auffallend überzeugender findet man .diefs, wo die Aerzte, wider die Observanz, ‘zuweilen mit einem einfachen Mittel die Heilung schnell zu Stande brach- ten. Da siehet man, zum Erstaunen, dafs es durch eine Arznei (nach Art der in die- N
    vıı sem Werke vorgetragenen homöopathischen Heilgesetze) g geschah, die geeignet war, ein ähnliches Leiden zu erzeugen; ob sie gleich was sie da thaten, selbst nicht wrulsten. und es in einem Anfalle von Vergessenheit der segentheiligen Lehren ihrer Schule thaten. Hier einige Beispiele: | Schon Hippocrates heilte (Zmöypuav, Ib. 4.) die Cho/ era, die sich durch nichts stillen lassen wollte, einzig durch Weifs- nieswurzel, welche doch vor sich Cho- lera erregt, wie Forestus, Lentilius, Rei. mann , Ettmüller und mehrere Andre sahen. | Das englische Schwei/sfieber, was "im Iahre 1485 zuerst erschien, und anfäng- lich, wie Willis versichert, von 100 Perso- nen 99 tödete, konnte nicht eher gebändigt werden, bis man den Kranken Schwei fs. erregende Mittel zu geben lernte. Von der Zeit an starben nur W Nenigs- wie Sennert be- merkt. ” \ Darmsaiten in die gesunde Harnröhre gelegt, erregen allemahl einen Schleim ab= flufs, und eben deshalb heilen sie so oft alte Nachtripper.
    YıL Ein jahrelanger, den Tod drohender Bauchflufs, wo alle andre Arzneien ganz ohne Erfolg waren, ward, wie Fischer zu. seiner (nicht meiner) Verwunderun g wahr- nahm, von einem ungelehrten Kurirer mit einem Purgirmittel schnell und dauer- haft gehoben. ii Murray, statt aller a Zeugen, und die tägliche Erfahrung : zählt unter die | Symptomen, welche der Gebrauch des Ta- baks hervorbringt, vorzüglich Schwin del, UDebelkeit und Aengstlichkeit. Und ge- rade Schwindel, Üebelkeit und Aengst- lichkeit waren es, von denen sich Diemer- bro:k durch Tabakrauchen befreiete, wenn er unter der ärztlichen Behandlung der epi- demischen Krankheiten i in Holland von die- sen Beschwerden befallen ward. — Chomel, Grant und Marrigues sahen vom starken Ge- brauche des Tabaks Konvulsionen ent- stehen, und lange vor ihnen hatte Zacutus' der Portugiese in dem aus dem Safte des Tabakskrautes bereiteten Sirupe‘ ein .sehr, heilbringendes Mittel in vielen Hallen von ' Epilepsie gefunden. |
    IR Die schädlichen Wirkungen, welche einige Schriftstellär. und unter ihnen Geor» gi vom. ‚Genüsse des Fliegens chwam- mes bei den Kamtschadalen ‚anmerken, "Zittern, ‚Konvulsiomen, Fallsucht, wurden wohlthätig unter den Händen W histling s, der sich des Fliegenschwammes mit Erfolge gegen Konvulsionen mit Zit« tern begleitet, und unter Bernhard’s Hän- den, der sich desselben Releeighe in Aue 1 suchten bediente. RA, : Die-bei Murray zu Aindende Währneh- mung, dafs Anies- Oel von Purganzen erregtes Leibweh stillt, setzt'uns nicht in x Verwünderung, wenn wir wissen, dafs y B, Albrecht Magenschmerzen und .P. Forest heftige Kol ih en - Oele be- obachtet hatten. Wenn Fr. Hofinam die S sh, a fe arbe ini mehrern Blut flüssen. rühmte, Stahl, Buchwald, und Löscke sie im übermäfsigen ‚Flusse.der Goldader sehr. dienlich fan- den, die Br eslauer Sammlungen Heilungen ‚des Blutspeiens dureh. Schafgarbe anfüh- ren ‚und Thomasius bei Haller sie mit Glück in Mutterblus flüssen anwendete, so be-